Jos. Schaacks Weste passt zur Farbe des Himmels – hellblau: Es ist Ende April, die Sonne scheint, und Luxemburg wünscht sich einen Frühling wie im letzten Jahr, als das Land im strengen Lockdown war.
Wir setzen uns auf die Gartenterrasse. Der ehemalige Staatssekretär, Beamte und Gewerkschafter ist sich bewusst, dass er zu den privilegierten Menschen gehört:
„Es ist ganz klar, dass dies schwierige Zeiten sind, zum Beispiel für Familien mit Kindern, die in einer kleinen Wohnung leben.“ Jos und seine Frau fühlen sich gut aufgehoben: „Die Regierung hat diese einmalige Krise mit Bravour gemeistert.“ Und wenn die Rechnung einmal bezahlt werden muss? „Dann sollten die breiten Schultern mehr tragen als die schmalen!“
Keine 1. Klasse für den Soldaten J.S.
Der Vater von Jos. arbeitete bei der Eisenbahn. Als kleiner Junge lebte er in einem CFL-Haus in Petingen, das sich zwei Familien teilten. „Ich hatte eine schöne und glückliche Kindheit. Ich war damals bei den Pfadfindern, aber Fußball war immer meine Nummer eins.“ Als die Familie in die Stadt zog, spielte Jos in der Union-Jugendmannschaft in ‚Verluerekascht‘. Er machte sein Abitur am ‚Jongelycee‘ in Limpertsberg. Unmittelbar danach, 1965, musste er für acht Monate in der Armee dienen. Die Wehrpflicht war in diesem Jahr reduziert worden; 1968 wurde sie ganz abgeschafft. Gut so! „Die Armee war überhaupt nicht meine Welt, ich war gegen sie. Und ich bin heute noch stolz darauf, einer der beiden Leute aus der Kompanie gewesen zu sein, die NICHT als ‚1.Klasse‘ ausgeschieden sind. Für mich war es eine persönliche Art der Auszeichnung.“
Vorbild Daleiden
Aus der Uniform führte der Weg 1966 direkt in die Steuerverwaltung, wo Jos. Schaack als ‚Redakteur‘ begann. Von der Personenbesteuerung wechselte er zu den Unternehmenssteuern und schließlich in die Wirtschaftsprüfungsabteilung.
„Ich habe mich dort gut gefühlt. Meine Arbeit war interessant und nützlich und hat mir einen Überblick über unsere Gesellschaft gegeben.“
Im Öffentlichen Dienst engagierte sich Jos. dann bei der CGFP. Noch heute ist er voller Wertschätzung, wenn er über den ehemaligen Präsidenten Jos Daleiden spricht: „Jos war ein Vorbild für mich. Er war ansprechbar, anständig und hilfsbereit. Man konnte sich immer auf ihn verlassen.
Die Zugewinne des Öffentlichen Dienstes wären ohne die CGFP und ohne Jos Daleiden nicht möglich gewesen.“
Im Alter von 23 Jahren heiratete Jos. Schaack Andrée Hentzen. Sie bekamen zwei Kinder: Danielle und Philippe. Sie zogen von Belair nach Bertrange, wo das Paar noch heute lebt. „Ich wurde oft gebeten, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren, aber ich wollte mich zu Hause nicht für eine Seite entscheiden.“
Pacta Sunt Servanda
Das sollte sich jedoch ändern, als die CSV-LSAP-Regierung 1998 eine umstrittene Rentenreform im Öffentlichen Dienst beschloss. Mit dem Slogan ‚Pacta sunt servanda‘ (lat: Verträge sind einzuhalten) unterstützte die DP den Öffentlichen Dienst. Lydie Polfer und Henri Grethen fragten Jos Schaack, ob er 1999 zur Wahl antreten wolle. Zusammen mit seinen CGFP-Kollegen Ferd Milbert und Fernand Gatti wurde Jos. Kandidat auf der DP-Liste. „Der Öffentliche Dienst befand sich in einer verzweifelten Situation und konnte zu dieser Zeit nichts von der Regierung erwarten. Einige von uns mussten aufstehen, um den sozialen Zusammenhalt wiederherzustellen“, sagt Jos. noch heute sehr aufgewühlt und schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch.
Ihr müsst für Xavier stimmen
Die Beamten sorgten schließlich dafür, dass die DP der große Gewinner der Wahlen 1999 wurde Das Ergebnis war die Juncker-Polfer-Regierung. Jos. bekommt auf Liste ‚drei‘ sieben Stimmen weniger als ein gewisser Xavier Bettel. „Das lag daran, dass ich meiner ganzen Familie gesagt habe, dass sie unbedingt für Xavier stimmen müssten“, erinnert sich Jos. und lacht herzhaft. Jos. wurde zum Staatssekretär für den öffentlichen Dienst und die Verwaltungsreform berufen. „Wir haben gute Arbeit geleistet und unter anderem für einen normalen Umgang mit den Staatsbeamten gesorgt. Wir haben auch zwei Tarifverträge ausgehandelt.”
Die Wahlniederlage von 2014 kann er immer noch nicht nachvollziehen.
Der Kreis schließt sich
Unmittelbar nach der letzten Sitzung der scheidenden Regierung bot Jean-Claude Juncker Jos. Schaack an, neuer Direktor des Zolls zu werden. Ein Feld, auf dem sich der ehemalige Finanzbeamte keineswegs fremd fühlte, vor allem auf EU-Ebene. „Wir hatten eine tolle Arbeitsatmosphäre. Ich war sehr, sehr glücklich beim Zoll.“ Im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger trug er jedoch nie eine Uniform. „Das hätte nicht zu mir gepasst.“ Mit dieser Aufgabe schloss sich schließlich der Kreis seiner beruflichen Laufbahn.
Seit seiner Pensionierung im Jahr 2008 genießt Jos. Schaack seine freie Zeit, die er mit Lesen, Reisen und Sport verbringt – am allerliebsten mit seinen Fünf Enkelkindern…